Rennbericht Salzkammerguttrophy 2022

Salzkammerguttrophy 2022 – Strecke D -
Rennbericht Nora Racing Team -

Am Samstag, den 16. Juli 2022 fand heuer zum 25. Mal die alljährlich Salzkammerguttrophyin Bad Goisern statt. Nach zwei Jahren in kleinerem Umfang sollte die Jubiläumsausgabe wieder zum größten Mountainbikefest Österreichs werden – und eines kann man jetzt schon vorwegnehmen: die Trophy hat wieder geliefert! Und wie! Über 2.800 Starter auf sieben Strecken haben die Region rund um den Hallstädter See wieder in eine einzige Party verwandelt.

Aber alles der Reihe nach: das Nora Racing Team war mit insgesamt sieben Fahrer*innen auf den unterschiedlichsten Distanzen vertreten. Helmut und Daniel hielten die Fahnen auf der B-Strecke über 121 Kilometer und 3.823 Höhenmeter hoch, Niklas und Margit starteten auf der F-Strecke mit 37,3 Kilometern und 1.086 Höhenmeter. MTB-Leiter Marco, Dominik und meine Wenigkeit versuchten uns traditionell auf der All-Mountain-Strecke D über 59,6 Kilometer und 2.209 Höhenmeter, die neben unmenschlich steilen und kraftraubenden Anstiegen auch die härtesten Trails der Umgebung beinhaltet. Hier benötigt es neben einer guten Kondition auch eine ausgereifte Fahrtechnik, um die Wurzelpassagen bei der Gschwendtalm und die Abfahrt über die ewige Wand zu meistern. Gerade dieser Aspekt scheint großen Anklang in der Mountainbike-Szene zu finden, da sich diese Strecke immer größerer Beliebtheit erfreut. Dabei starten nicht nur „klassische“ Ausdauer-Athlet*innen, sondern auch viele Starter*innen mit wesentlich breiteren Reifen, die die fordernden Trails unter Wettkampfbedingungen erleben wollen. Daran könnten sich im Übrigen einige Veranstalter österreichischer MTB-Marathons ein Beispiel nehmen und weniger High-Speed Forststraßen-Abfahrten, dafür aber vermehrt anspruchsvollere Geländeabfahrten in die Strecken integrieren.



Nun zum Rennen: neben der abwechslungsreichen Strecke scheint auch die späte Startzeit bei den Sportler*innen gut anzukommen. Da der Startschuss erst um 13:30 in Bad Ischl ertönt, ist eine Anreise aus Wien und Umgebung auch noch am Renntag problemlos möglich. So erreichte ich ausgeschlafen und frisch gegen 12 Uhr den Startort im Salzkammergut und konnte mich in Ruhe auf das Rennen einstellen. Die Vorfreude auf den ersten Einsatz seit der österreichischen Meisterschaft Ende Mai und meiner anschließenden Erkrankung war schon in den Tagen davor ins unermessliche gestiegen. Die Form war zwar nach lediglich zwei normalen Trainingswochen noch nicht wieder dort, wo sie für ein Rennen sein sollte. Aber allein der Gedanke an die Stimmung vor Ort und die das Feeling, wieder am Start der Trophy zu stehen, war Motivation genug.



Vor dem Start nahmen Marco, Dominik und ich nochmals Aufstellung für ein Teamfoto und kurz darauf erfolgte auch schon der Start. Die ersten Kilometer wurden neutralisiert hinter einem Vorausfahrzeug gefahren, wodurch die üblichen Positionskämpfe um die vorderen Plätze vor dem ersten Anstieg ausblieben. Nach einem kurzen Asphaltstück ging es hinein in den ersten Downhill, der schon einen Ausblick auf die noch kommenden Aufgaben geben sollte. Rutschige Wurzeln und faustgroße Steine mussten dabei möglichst schnell überwunden werden, um den Anschluss an die erste Gruppe nicht zu verpassen. Danach stand der erste lange Uphill am Programm. Ich orientierte mich an meiner Zeit aus den letzten Jahren und konnte diesen kontrolliert absolvieren. Dominik und Marco waren mit den Besten an der ersten Bergwertung angekommen, ich konnte mich in den Top 25 festsetzen.



Anschließend folgte eine über drei Kilometer lange und abwechslungsreiche Abfahrt. Zuerst eine nur mäßige fallende Passage mit moosverwachsenen, nassen Wurzeln neben dem Sulzbach, danach ein Steilstück durch ein Steinfeld und zum Abschluss ging es mit Highspeed entlang eines Abhangs unterhalb der Gschwendtalm zurück Richtung Bad Ischl. Am Streckenrand waren neben zahlreichen Freiwilligen der Bergrettung auch einige Teilnehmer*innen, die mit Reifenschäden zum Anhalten gezwungen wurden. Sowohl Marco, Dominik als auch ich waren dank Nora Pure Sports aber wieder mit Top-Material am Start und kamen defektfrei durch das gesamte Rennen. Nun ging es über einen über 20% steilen Anstieg in den zweiten Teil der Strecke. Hierbei merkte ich die fehlenden Trainingsstunden der letzten Wochen. Obwohl ich mich aufgrund der Temperaturen jenseits der 30 Grad mit genügend Flüssigkeit und Kohlehydraten versorgte, waren meine Oberschenkel bald nicht mehr in der Lage, noch genug Kraft auf die Pedale zu bringen, um diese Anstiege im Renntempo zu bewältigen. Dabei verlor ich einige Plätze, bis ich den letzten Gipfel des Tages, die Hütteneckalm, erreichte. Nun standen neben kurzen und giftigen Anstiegen vor allem der Downhill über die Ewige Wand auf dem Programm. Dieser liefert neben rasanten Abfahrten und kniehohen Steinstufen jedes Jahrvor allem die fesselndsten Bilder der Fahrer*innen. Dabei geht es durch einen höchstens zwei Meter hohen Steintunnel bis vor zum Felsvorsprung, wo man lediglich durch ein altes, rostiges Geländer von einem über 100 Meter abfallenden Abhang getrennt ist. Für den sich dort bietenden atemberaubenden Blick über Bad Goisern und den angrenzenden Hallstädter See hat man im Rennen allerdings kaum Zeit - zu fokussiert ist man, die letzte Abfahrt noch schnell und sturzfrei zu bewältigen, nachdem die bereits absolvierten 2200 Höhenmeter die Energiereserven fast vollständig geleert hatten.



Im Tal angekommen waren die letzten acht Kilometer ein flaches Stück entlang der Traun bis zum Zielstrich am Hauptplatz von Bad Goisern. Da ich bereits von den letzten Austragungen wusste, wie weh diese finalen Kilometer tun können, plante ich, letzte Kraftreserven dafür aufzusparen. Ich versuchte, so tief wie möglich über den Lenker gebeugt noch etwas Zeit auf die Fahrer vor mir wettzumachen. Und ich hatte Erfolg: Stück für Stück kam ich einer Gruppe von drei Fahrern näher, kurz vor der Ortseinfahrt Bad Goisern hatte ich sie schließlich erreicht und reihte mich an letzter Position ein. Ein letzter Schluck aus der Trinkflasche, im Windschatten einen Moment die Beine ausruhen und kaum war das 200-Meter-Schild erreicht, trat ich zu einem finalen Zielsprint an. Alle drei dürften jedoch so überrascht von meiner Attacke gewesen sein, dass sie nicht mehr nachsetzten und ich somit als 33. (5. in der Altersklasse) über die Ziellinie rollen konnte.



Geschafft und glücklich über das Finish brauchte ich erst einmal ein paar Minuten, um mich nach diesen Strapazen wieder zu erholen. Diese waren aber sofort vergessen, als ich das Ergebnis meiner Teamkollegen erfahren habe. Mit einem unglaublich starken 9. Platz (9. AK) von Dominik und einem 11. Platz (2. AK) von Marco waren wir an diesem Tag das 3.-schnellste Team und durften somit sogar noch an der Siegerehrung teilnehmen. Diese ist vor allem Dank der unzähligen Zuschauer*innen im Festzelt von Bad Goisern immer ein besonderes Spektakel.



Doch nicht nur wir drei waren erfolgreich, auch unsere Teamkolleg*innen haben außergewöhnlich starke Leistungen vollbracht. Helmut belegte auf der zweilängsten Strecke den 45. Rang (14. AK), nur knapp hinter ihm erreichte Daniel den 74. Rang (17. AK). Auf der F-Strecke fuhr Margit als sehr starke 7. (7. AK) über die Ziellinie, Niklas ersprintete den 23. Platz (14. AK).



Man kann also resümieren: auch im weniger bergigen Wiener Umland findet man hervorragende Möglichkeiten, um sich für Mountainbikeabenteuer in den westlicheren Bundesländern vorzubereiten. Die eindrucksvollen Ergebnisse des Nora Racing Teams sind mehr als nur ein Beleg dafür. Aber nicht nur wir dürfen uns an diesem Tag zu den Gewinnern zählen, auch den Veranstaltern der Trophy muss (mal wieder) herzlich gratuliert werden. Unzählige Wertungsklassen, ein Einradrennen(!), eine MTB-Schnitzeljagd, E-Bike-Challenges, bis in die Haarspitzen motivierte Freiwillige und eine spitzen Organisation haben diese Jubiläumstrophy wieder zu einer unvergesslichen werden lassen und zeigt eindrucksvoll, wie groß das Interesse am Mountainbikesport in Österreich ist. Denn kaum befindet man sich nach dem Rennen wieder am Heimweg, kreisen die Gedanken schon um den Start im nächsten Jahr beim schönsten Mountainbike Marathon Österreichs.

Teamfahrer Philipp Ondrejka