Drei Bewerbe standen am 23. Juni am und um den Achensee zur Auswahl, doch egal, ob man die 15, die 35 oder gleich die 68 km wählte, Höhenmeter und Landschaft satt taten es den TeilnehmerInnen wohl mehr als an, ohne dass man es dabei wahrlich satt haben musste, war (und ist) die Landschaft um diesen bis zu 133 Meter tiefen und gleichzeitig größten See Tirols – um dieses Wort zum prämierenverdächtigen „einmillionsten Mal“ zu gebrauchen – pittoresk, wie hingemalt. 700, 2100 oder gleich 4100 Höhenmeter machten den LäuferInnen dann teilweise doch mehr zu schaffen, war es beim „kürzesten“ Bewerb (mal ganz ehrlich, wer einen schnellen Fünfzehner auf der Straße rennt, würde nie auf die Idee kommen zu sagen, dass er gerade einen „Kurzen“ absolviert hätte - aber beim Trailrunning ist alles irgendwie größer, irgendwie echter) „nur“ ein Hügel (mit eben 700 Höhenmetern), so hatte man beim 68er beispielsweise nach rund 50 Kilometern noch einen letzten, netten Anstieg, der zwar nur 5 km lang war, dafür 1000 Höhenmeter aufwies. Nichts für gestandene LäuferInnen der Ebenen, die Ultradistanz stellte übrigens eines von drei offiziellen Qualifikationsrennen der World Skyrunning Champs 2018 dar.
Anspruchsvolle Single-Trails über im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubendes Gelände, das auch ein schönes Stück am See selbst, der eine durchschnittliche Sichttiefe (über das gesamte Jahr hinweg) von 6,3m vorweisen kann, entlangführte, („berg“-)kristallisierten am Ende den verdienten Sieger, Jimmy Pellegrini (seines Zeichens Spitzen-Ultraläufer und beispielsweise Weltrekordhalter im 24-h-„Höhenmetermachens“; 2016 schaffte er da 20.320 davon), heraus. Der Südtiroler hatte etwa eine halbe Stunde Vorsprung auf den Zweitplatzierten, den ehemaligen Spitzentriathleten Alexander Krenn. Dieser konnte sich mit seiner fabelhaften Leistung (bestplatzierter Österreicher) für die Weltmeisterschaften, die heuer vom 13.-15.
September in Kinlochleven (Schottland) stattfinden, qualifizieren. Nach 7h40Min hatte der Super-Schwimmtrainer aus der Südstadt wiederum mehr als dreißig Minuten Vorsprung auf den Drittplatzierten und vor allem lobende Worte für die Veranstalter im Sinne, die Strecke sei perfekt ausgeschildert gewesen (was bei einem fast 70km-langen Lauf durchs Gemüse so einfach nicht ist), zudem war es das Wetter ebenfalls gewesen: 7 Grad am Start, 5 Grad auf 2000m, Rückenwindverhältnisse am 14-km-Stück den Achensee entlang, LäuferInnenherz, was willst du mehr?
Von einer perfekten Renneinteilung sprach Krenn überdies, kein einziger Einbruch, ob das bei allen TeilnehmerInnen der Fall gewesen war, darf bezweifelt werden, wenngleich immer mehr LäuferInnen, die sich solche Belastungen zutrauen, auch immer mehr Erfahrung (oder eher „Erlaufung“) mitbringen. Da Trailrunning aus allen Böden zu sprießen scheint, vor allem die sehr langen Distanzen sind es, die für viele immer reizbarer werden dürften, das „Normale“ ist nicht mehr normal, ein paar Marathons muss man gerannt sein, um überhaupt „mitreden“ zu können, die Frage ist nur, wo und warum. Zum Beantworten dieser hat man aber reichlich Zeit beim „Ultratrailen“, unter anderem laden als nächstes die Hohe Veitsch und der immer noch alleinstehende Ötscher zum Sinnieren über das Leben ein. Auch dort (und wohl bei allen Trails in Österreich) werden sämtliche Strapazen belohnt mit Augenschmaus vom Feinsten, Düften, die an die eigene Kindheit auf dem Bauernhof erinnern und Synapsenbildungen und -bindungen, die Lebensphilosophisches zur Maxime werden lassen. In diesem Sinne – zieht euch den einen oder anderen Geländelauf hinein, für Körper, Gehirn und Herz sozusagen.
Quelle: Maxfunsports.com